Hildesheim, Gestaltung des Umfeldes von St. Michaelis
Wettbewerb 2008, Ankauf

WES & Partner
Betonung der Wegebeziehung zwischen Kirche und Dom
Team: Wehberg, Kaschke, Clasen, Henning

Aufgaben innerhalb des Teams: Anfertigung des Lageplan M1:500 und M1:1000 sowie den Übersichtsplan in AutoCAD und Photoshop

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Umgestaltung Sankt Michaelis Hildesheim

Als Pendant sind Domburg und Michaelishügel als Keimzellen der Stadt Hildesheim anzusehen und waren der Sage nach durch eine Furt miteinander verbunden. Von dieser ging die Entwicklung der weltlichen Stadt aus, mit Altem Markt (Kaiserhausfassade), spätem Rathaus und der Neustadt etc. aus. In der Stadtsilhouette ragen diese Burgen kaum mehr ins Bild.

Entwurf:

Um diesen Ort nachhaltig in das Bewusstsein eines jeden Reisenden und Anwohners zu rufen, bietet die 1000-Jahrfeier die ideale Gelegenheit. Die Michaeliskirche erhält durch eine leicht in den vorhandenen Kirchhügel eingedrückte großzügige weite Treppenanlage eine kräftige Basis, bei der die vorhandene ‚Topographie’ mit dem Altbaumbestand wie leicht angehobene Flanken wirken. Zur Zeit wirkt diese Rasenfläche wie ein Abstandsgrün.

Das Gras dieser etwas überhöhten Flanken des Hügels dringt von den Seiten in die (weiten) Fugen des sandsteinfarbenen Naturstein-Mittelpflasters; eine denkbare Alternative wäre ein Grandbelag. Zwischen den Stufen kann das Rosenthema aufgegriffen werden. Die von uns vorgeschlagene (nicht unbedingt zwingende) Verschiebung der vorhandenen Rampen verstärkt und klärt diese Situation. Um die durch Gefälle freigelegten Bäume entstehen Sitzstufen als Baumscheibenbegrenzungen.

Der um etwa vier Meter verbreiterte und um 20 cm abgesenkte direkte Kirchvorplatz ist enger ebenfalls mit den gleichen Natursteinformat gepflastert, lediglich vor den beiden Eingängen entstehen Teppiche aus den vorhandenen Steinplatten. In Basel, Bern und Zürich haben wir bemerkt, dass die Kirchen mit ‚gastronomischen’ Dingen in einigen Fällen den Vorplatz beleben.

Als Erinnerung an die 1000-Jahrfeier wird eine bildhauerische Säule vorgeschlagen, die z.B. wie die Bernwardssäule, als neuer Typ Hadriansäule eine junge Geschichte erzählt (denkbarer Verfasser z.B. Constantin Weber).

Der Michaelisplatz erhält wieder annähernd die Proportionen, die er mal als Platz hatte. Es entsteht ein deutlich größerer Achtungsabstand zum Michaelishügel. Das Pfarrhaus könnte wie im Rahmenplan angedacht ein Kaffeerestaurant aufnehmen. Eine hausnahe Terrasse ist vorhanden und könnte mit einem Schotterrasenbereich unter den großen Lindenbäumen zeitweilig vergrößert werden. Die Bürgersteige vor den Häusern der Straße Michaelisplatz und Klosterstraße sollten - wenn möglich - verbreitert werden. Der kleine Dreiecksplatz vor dem Michaelisaltersheim könnte bei Renovierung eine sehr gut gelegene Außengastronomie ermöglichen, mit Sitzgelegenheiten unter einem flachen Baumdach (Platanen) wie z.B. beim Altersheim Immengarten/Goschentor.

Wir würden gerne das vorhandene Basaltpflaster der am Platz mündenden Straßen (Langer Hagen, Wohl, Klosterstraße und dem neuen Michaelisplatz) sowie Alter Markt, dort auch nach vorgeschlagener Erneuerung und Baumpflanzung wieder in den Fahrspuren einbauen. Als Alternative könnte Asphalt möglich sein, wenn es wirklich gravierende Geräuschbelästigung gibt (Unsere Recherche ergab, dass für ca. EUR 110/m² vorhandenes Basaltpflaster in gebundener Bauweise als geräuscharmer Belag nach Aufbereitung wieder eingebaut werden kann). Nur in der Burgstraße sehen wir keinen dunklen Basalt vor. Diese ansteigende Straße als Bindeglied zwischen Domburg und Michaelishügel soll deutlich herausgestellt werden.

Direkt an den Häusern -ausgenommen die direkten Türbereiche- schlagen wir Riemchenpflaster vor, um den hoffentlich viele Rosen an den Fassaden (wie in der Kessler Strasse) gute Wachstumsbedingungen zu geben.

Auf dem Gehsteig dieser ‚shared space’ angelehnten Straßenlösung (ein durchgehendes Material unterschiedlicher Bauweise und Formate) sind Stellplätze, wenn sie denn unbedingt, dank quartiers-interner Parkmöglichkeiten in reduzierter Anzahl, erforderlich sind, markiert. Tiefbord (5 cm) und Gosse bilden die Grenze zur Fahrbahn.

Der Pfaffenstieg sollte im Übergang zum Domhof (Paulustor) und Römer-Pelizaeus-Museum aufgepflastert werden, um den Verkehr zu verlangsamen und auf diese spezielle Situation in der Stadt aufmerksam zu machen. Der Raum direkt vor der Nordmauer der Domburg und dem Paulustor wird gepflastert (analog Petrustor und Stinekenpforte) oder zumindest in Grand befestigt. Es bedarf keiner weiteren Elemente. Der Blick in die Tiefe entlang der Burgmauer, die bewegte Wiese mit den Hügelbäumen des RPM bzw. der Martinikirche ist als offener Raum spannend genug.


Beleuchtungskonzept:

In allen Nebenstraßen würden wir die ortsübliche Straßenlampe (‚Se-lux’) einsetzen. Lediglich in der Burgstrasse möchten wir eine reine Lampenstele vorschlagen, die wie an einem Prozessionsweg zeitweilig auch weitere Elemente (z.B. Banner, Wimpel, Überspannungen) aufnehmen kann. Die in der Klosterstraße verwendete Beleuchtung am Haus wäre auch unser Wunsch für den Michaelisplatz und -straße. Bei der angestrebten Lösung wird ein neues Lichtkonzept für die Michaeliskirche notwendig. Wir schlagen vor die Beleuchtungselemente z.B. wie am Berliner Reichstag bodenbündig einzubauen.

Eine sparsam, akzentuiert ausgeleuchtete Michaelisfassade sollte den direkten Vorplatz hinreichend ausleuchten. Wenn die Straßen mit normal Licht ausgestattet sind, sollte es gelingen, die Beleuchtung der Stufenanlage durch die angestrahlten großen Bäume zu gewährleisten.


Verkehr:

Die Burgstraße sollte möglichst keine parkenden PKW aufnehmen müssen. Die Busse können am vergrößerten Michaelisplatz an der ‚Hildesheim-Info’ halten und durch Langer Hagen Richtung Innenstadt oder zu einem von der Stadt bestimmten Dauerparkplatz abfahren. Eine angedachte zur Hälfte abgesenkte Parkpalette könnten ca. 40 PKW Stellplätze (z.B. von der Burgstrasse) aufnehmen.

Erweiterter Betrachtungsraum:

Der Zugang zum Magdalenengarten erfolgt über Klostergarten 7a. Direkt außerhalb der alten Stadtmauer erschließt ein Fußweg nach Süden den Magdalenegarten und das Caritas-Altenheim an der Magdalenenkirche. Der Vorplatz dieser Kirche (eine Reminiszens an die 60er Jahre, Rückhaltebecken) wird als ruhiger Quartiersplatz mit einer Stufenkante neu gestaltet. Er wird zum Orientierungs- und Treffpunkt zur Kanustrecke und Bischofsmühle am Dammtor.