Senftenberg, Stadthafen,
begrenzt offener architektonischer und landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb 2009,

WES & Partner
Heranführung des zentralen Platzes bis ans Wasser, Möglichkeit der späteren Erweiterung der anschließenden Gebäude durch modulare Architektur, Knoten als Seezeichen
Team: Prof. Wehberg, Clasen, Henning

Aufgaben innerhalb des Teams: Anfertigung der Pläne im Maßstab M1:2000 und M1:500 in AutoCAD und Photoshop; Erstellung der Grundlage für die Perspektive und Verdeutlichung des Knotenprinzips in Google SketchUp

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Der Raumknoten am Stadthafen Senftenberg

In einem Knoten bündelt sich Kraft und geht von diesem aus. Er ist das Zentrum von Achsen aus drei Richtungen, die in ihm aufeinander treffen und von dort hinausführen. In der Regel wird ein Knoten als ein auf einen Ort beschränktes Element wahrgenommen und selten als einfache konzentrierte Beschreibung von Raum, Dimension, Kraft, Masse und Ordnung.
Für das Seezeichen am Stenftenberger Stadthafen wird eine solche Knotenstruktur vorgeschlagen. Der Knoten gestaltet sich aus drei orthogonal ineinander verschränkten, hohlen Quadern mit 6 m Kantenlänge. Die ca. 15 m breite und ca. 17 m hohe Struktur ermöglicht dem Betrachter durch seine Zugänglichkeit und Durchlässigkeit in die Knotenachsen hinein das Erleben seines Knotenprinzips. Die Quader legen die Blickrichtung des Besuchers fest und weisen gerahmt auf die Stadt, den See, die Landschaft, den Himmel und ins Wasser.
Der Skulptur dient das Zusammenspiel von natürlichem und künstlichem Licht zur Bestärkung ihrerFunktion als Landmarke und Seezeichen. Die klaren Linien der Körper und die Richtungsachsen werden durch das natürliche Tageslicht und das Kunstlichtkonzept unterstrichen. Am Tag ein introvertiertes Licht – Schatten Erlebnis. Nachts ein Lichtsignal nach draußen. Die Geräusche des Wassers im Fuß des „Aufstiegsquaders“, die Wind- und Wellengeräusche an der Außenhaut, Vibrationen der Konstruktion und der gerahmten Blick in den Himmel, in die Wolken, unterstreichen die sinnlichen Erfahrungen an diesem seeweisenden Ort. Man erreicht den Raumknoten über schwimmende „Stepping Stones“ auf der Grundlage eines schwimmenden Wellenbrechers.
Für alle Hafengebäude schlagen wir kongruente, baukastenförmige Teilkörper vor, die im Prinzip nebeneinander und übereinander „gestapelt“ erscheinen. In der Regel hat jede der quadratischen oder rechteckigen Röhren, lediglich eine, manchmal zwei Öffnungen. Notwendige oder gewünschte weitere Öffnungen in den Wandungen der Röhren werden durch „Tapetentüren“ erreicht. Diese an die Seiten verschiebbaren oder aufklappbaren Wandelemente ermöglichen zu Unzeiten (wie im Winter) ein weitgehend geschlossenes, und somit geschütztes Erscheinungsbild. Dieses Prinzip ist in etwas abgewandelter Form auch bei den Restaurants, Geschäften, Jugendhotel und Wohnhäusern angewandt. Es entsteht ein Spiel von geschlossenen und offenen Fassadenteilen. Auch im Inneren, z.B. des eigentlichen Hafengebäude soll dieses Prinzip eingehalten werden. Die Türen werden wie raumhohe „Tapetenwände“ behandelt. Das kann so durch drehbare Wandteile, den zeitweiligen Zusammenschluss von Räumen ermöglichen, wenn gewünscht z.B. bei Ticketing und Touristikinformation oder Charter und Werkstatt. Auch die kleinen Boote wie Optimisten, Ruderboote, Tretboote und gegebenenfalls Fahrräder … werden in einem offenen, längsgerichteten U-Profil gestapelt. Dieses Element kann zur Unzeit ganz an die sogenannte Werkstatt herangeführt werden. In anderen Zeiten begrenzt es den Außenarbeitsraum der Werkstatt und ermöglicht eine stoffartige Überdachung dieses Arbeitsbereiches.
In der Gestaltung der Freiräume nehmen wir die Gestaltung der vorhandenen Außenanlage am WAL-Kundencenter auf und ändern lediglich im Wechselwasserbereich der slipartigen Pflasterfläche den Aufbau, die Fugenlinien bzw. das Format der vorhandenen Betonsteine. Die großen Flächen der Seebrücke und der Hafenfunktionsbereiche sollten in Asphalt ausgebildet werden, mit einem Splittanteil der dem Grand auf der vorhandenen Mittelachse entspricht. Während die beiden Funktionsgebäude 1 und 2 auf einem gemeinsamen, großformatigen Betonplattenpodest stehen.
Die notwendigen PKW – und Abstellflächen, nördlich dieses Bereiches, sollten in Rasengittersteinen oder Schotterrasen ausgeführt werden. Im Südwesten der Seebrücke bzw. der Wohnbereiche wünschen wir eine Vergrößerung des Strandes. Hinreichend Material ist durch den Hafenbau vorhanden. Man sitzt ruhig im und am Strand, schaut dem Strandleben, den Beachvolleyballern zu und beobachtet die neue schwimmende Badeinsel, ungestört von dem Laufpublikum der nördlichsten Hafenpromenade. Die große Fläche zwischen dem Restaurant als Kopf der Seebrückenbebauung und dem Senftenberger Knoten, dort wo auch das Fahrgastschiff anlegt, ist geeignet für jede Art von Festen – mit und ohne Zelt.
Die Beleuchtung des Hafens sollte von Lampen an den Gebäudefassaden erfolgen, um den nächtlichen Blick in die Ferne nicht zu beeinträchtigen. Im Mittelteil verlängern wir, wo nötig, das vorhandene Lichtkonzept. Die Stege selbst werden über die Versorgungssäulen zurückhaltend beleuchtet.
Die Marina ist attraktiv und variabel für möglichst vielfältige zukünftige Nutzergruppen vorzuhalten („atmende Marina“). Mit der zukünftigen Nachfrage in den unterschiedlichen Segmenten erfolgt eine Anpassung der betreffenden Kapazitäten modular. Die Marina bietet ca. 120 Motor- und Segeljachten geschützte Sommerliegeplätze an schwimmenden Betonstegen. Diese sind an Stahlpfählen verankert. Gastschiffe liegen vorwiegend am äußeren, pfahlgegründeten Betonsteg/Wellenbrecher, innen- wie auch außenseitig. Längsliegeplätze und ein östlich gelegenes Bojenfeld bieten Platz für größere Schiffe und das Potential für einen bedarfsgerechten Ausbau des Liegeplatzangebotes. Hoher Liegekomfort wird erreicht durch guten Wellenschutz und Wellendämpfung an der dreiseitigen Hafeneinfassung. Weitere Liegeplätze am Slipsteg für Kanu, Ruderboote, Tretboote und Angelboote und Charterboote am Chartersteg. Alle geforderten Service- und Infrastruktureinrichtungen werden im Osten der Anlage konzentriert, wo auch die landseitige Andienung erfolgt. Für Kanu und Surfer kann das Angebot in den neuen und bestehenden Strandabschnitten ausgebaut werden. Das zentrale Hafenbecken und die dazugehörigen Freiflächen laden zu vielfältigen Aktivitäten ein: Modellbootfahren, Kanupolo, Segelschule, Gummibootfahren, Showveranstaltungen, Feste.v Alle Holzbauteile werden in druckimprägniertem Nadelholz, z.B. Lärche ausgeführt. Installationen wetterfest in Metall- und /oder Kunststoffausführung. Für die Bootsstege haben wir eine Alternative gezeichnet, da es zu diesem Thema offensichtlich unterschiedliche „Glaubensbekenntnisse“ gibt.
Alle Bauelemente sollten im Idealfall aus dem gleichen Material gestaltet werden. Beim Knoten z.B. Stahl doppelwandig je Rohr 6 x 6 x 15 Meter. Wandung 30 cm. Gesamtkonstruktion über alles 15 x 15 x 17 Meter. Oberfläche lackiert mit antifouling Anstrich und Quarzsand Einstreuung aus dem Schiffbau. Gründung: Pfahlgründung unterhalb niedrigstem anzunehmenden Wasserstand. Die Beleuchtung wird integriert.
Alternativ zu verwenden wäre textilbewehrter Beton, z.B. DUCON, faserarmierter, hell durchgefärbter, mikrobewehrter Hochleistungsbeton.